Ritter

Ritter

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Rit|ter ['rɪtɐ], der; -s, -:
a) (im Mittelalter) in einer Rüstung und zu Pferd kämpfender Krieger gehobenen Standes:
die Ritter verteidigten die Burg erfolgreich.
b) (im Mittelalter) Angehöriger des mit bestimmten Privilegien ausgestatteten Adelsstandes:
jmdn. zum Ritter schlagen.

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Rịt|ter 〈m. 3
1. 〈im antiken Rom〉 berittener, vermögender Krieger
2. 〈im MA〉 adliger Krieger, Edelmann
3. 〈in Bayern u. Österreich bis 1918〉 niedere Adelsstufe, meist zusammen mit einem Orden verliehen
4. 〈heute〉 Inhaber eines hohen Ordens, z. B. des Pour le mérite
5. 〈fig.〉 Kavalier
6. 〈Sp.〉 zweiter Sieger bei einem Preisschießen
7. 〈Zool.〉 = Edelfalter
arme/Arme \Ritter in Milch eingeweichte, in Ei u. Zucker gewendete, in Fett gebackene Weißbrotscheiben ● ein \Ritter ohne Furcht und Tadel 〈fig.; oft scherzh.〉 ein tapferer, unerschrockener Mann; sich zu jmds. \Ritter aufwerfen 〈fig.〉 Beschützer; jmdn. zum \Ritter schlagen ihn durch einen Schlag mit dem Schwert auf die Schulter feierlich in den Ritterstand aufnehmen [<mndrl. riddere, bis 12. Jh. „Reiter“, dann nur Standesbez.; → reiten]

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Rịt|ter , der; -s, - [mhd. ritter < mniederl. riddere, Lehnübertragung von afrz. chevalier; vgl. mhd. rīter, rītære = Kämpfer zu Pferd, Reiter, zu reiten]:
1.
a) (im MA.) Krieger des gehobenen Standes, der in voller Rüstung mit Schild, Schwert [Lanze o. Ä.] zu Pferd in den Kampf zieht;
b) Angehöriger des Ritterstandes:
der Knappe wird zum R. geschlagen (durch Ritterschlag in den Ritterstand aufgenommen).
2. jmd., der einen bestimmten hohen Orden verliehen bekommen hat:
die R. des Hosenbandordens;
R. des Ordens Pour le Mérite.
3. Ordensritter.
4. (veraltend) Kavalier (1).
5.
ein R. ohne Furcht und Tadel (1. [im MA.] ein vorbildlicher, tapferer Ritter; nach frz. chevalier sans peur et sans reproche, dem Beinamen des Ritters Bayard [1476–1524]. 2. ein mutiger u. sich vorbildlich benehmender Mann);
ein R. von der traurigen Gestalt (abwertend; jmd., der sehr lang u. hager ist, dazu eine schlechte Haltung hat u. außerdem heruntergekommen wirkt; nach span. el caballero de la triste figura, dem Beinamen des Don Quichotte).
6.
arme R. (Kochkunst; in Milch eingeweichte Brötchen od. Weißbrotscheiben, die paniert u. in der Pfanne gebacken werden).

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I
Ritter
 
[mittelhochdeutsch rīter, rītære »Reiter«; als Standesbezeichnung mittelhochdeutsch ritter, von mittelniederländisch ridere, Lehnübersetzung von chevalier],
 
 1) Adelskunde: in Bayern und Österreich bis 1918 die 2. Stufe des niederen Adels zwischen dem Edlen oder dem unbetitelten Adligen und dem Freiherrn.
 
 2) antikes Rom: Equites.
 
 3) mittelalterliche Geschichte: berittener adliger Krieger in schwerer Rüstung, mit Schwert, Schild, Lanze u. a.; Angehöriger des Ritterstandes, Rittertum.
 
 4) Ordenskunde: Bezeichnung sowohl für den Angehörigen eines Ritterordens als auch (im Verdienstordenswesen) für die unterste Ordensrangstufe.
 
II
Rịtter,
 
1) Carl, Geograph, * Quedlinburg 7. 8. 1779, ✝ Berlin 28. 9. 1859; ab 1820 Professor in Berlin. Nach einer in der Tradition des 18. Jahrhunderts stehenden Staatenkunde (»Europa, ein geographisch-historisch-statistisches Gemälde«, 2 Bände, 1804-07) und einer Serie von physisch-geographischen Karten von Europa begann Ritter mit einer länderkundlichen Darstellung der Erde (»Die Erdkunde im Verhältniss zur Natur und zur Geschichte des Menschen. ..«, 2 Bände, 1817-18, 2. Auflage 19 Bände, 1822-59), die nur Afrika und Asien behandelte; unter besonderer Berücksichtigung der Vergangenheit wollte er die Beziehungen zwischen Natur und Mensch darstellen, in deren Ablauf er das gesetzmäßige Walten Gottes (die Erde als »Wohnort« und »Erziehungshaus« der Menschheit) sah. Wesentliche Anregungen gab ihm J. H. Pestalozzi. Von nachhaltiger Wirkung waren neben der Lehrtätigkeit Ritters die aus seinen kleineren Schriften (v. a. »Einleitung zur allgemein vergleichenden Geographie. ..«, 1852) geschöpften methodischen Anregungen zur Anthropogeographie. Er wurde damit neben A. von Humboldt zum Begründer der wissenschaftlichen Geographie.
 
 
H. Beck: C. R. Genius der Geographie (1979);
 
C. R. Geltung u. Deutung, hg. v. K. Lenz (1981);
 J. Breuste u. P. Bernhardt: Schrifttum über C. R. (Gotha 1983);
 
C. R. Werk u. Wirkungen (ebd. 1983).
 
 2) Gerhard, Historiker, * Sooden (heute zu Bad Sooden-Allendorf) 6. 4. 1888, ✝ Freiburg im Breisgau 1. 7. 1967, Bruder von 5) und 8); Schüler H. Onckens, Professor in Hamburg (1924) und Freiburg im Breisgau (1925-56); gehörte während des Nationalsozialismus dem Widerstandskreis um C. F. Goerdeler an und war 1944/45 in Haft. Nach 1945 war er maßgeblich an der Wiederbelebung der deutschen Geschichtswissenschaft beteiligt. Ritter ist ein wichtiger Vertreter der klassischen nationalstaatlichen, propreußisch-protestantischen Tradition der deutschen Geschichtsschreibung.
 
Werke: Luther (1925); Stein, 2 Bände (1931); Friedrich der Große (1936); Machtstaat und Utopie (1940, 1948 unter dem Titel Die Dämonie der Macht); Die Weltwirkung der Reformation (1941); Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung (1954); Staatskunst und Kriegshandwerk, 4 Bände (1954-68); Der Schlieffenplan (1956).
 
 3) Gerhard A. (Albert), Historiker, * Berlin 29. 3. 1929; 1962-65 Professor in Berlin, 1965-74 in Münster, 1974-94 in München; befasste sich v. a. mit dem System und der Geschichte des Parlamentarismus und des Parteiwesens sowie mit der Geschichte der Arbeiterbewegung; Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
 
Werke: Arbeiterbewegung, Parteien und Parlamentarismus (1976); Die Sozialdemokratie im Deutschen Kaiserreich in sozialgeschichtlicher Perspektive (1989); Der Sozialstaat. Entstehung und Entwicklung im internationalen Vergleich (1989); Wahlen in Deutschland 1946-1991 (1991, mit M. Niehuss); Der Umbruch von 1989/91 und die Geschichtswissenschaft (1995); Arbeiter, Arbeiterbewegung und soziale Ideen in Deutschland. Beiträge zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1996).
 
Herausgeber: Historisches Lesebuch, Band 2: 1871-1914 (1967); Deutsche Parteien vor 1918 (1973); Handbuch der Geschichte des deutschen Parlamentarismus, 6 Bände (1977-87); Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, auf mehrere Bände berechnet (1984 ff.).
 
 4) Heinrich, Philosoph, * Zerbst 21. 11. 1791, ✝ Göttingen 3. 2. 1869; 1824 Professor in Berlin, ab 1833 in Kiel, ab 1837 in Göttingen; Schüler von F. D. E. Schleiermacher; Vertreter einer christlichen Philosophie und Philosophiehistoriker.
 
Werke: Geschichte der Ionischen Philosophie (1821); Geschichte der Pythagoreischen Philosophie (1826); Die christliche Philosophie. .., 2 Bände (1858-59); Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften, 3 Bände (1862-64).
 
 5) Hellmut, Orientalist, * Hessisch Lichtenau 27. 2. 1892, ✝ Oberursel (Taunus) 19. 5. 1971, Bruder von 2) und 8); wurde 1919 Professor in Hamburg, 1935 in Istanbul und 1949 in Frankfurt am Main. Seine Forschung galt v. a. der Edition und Interpretation klassisch-arabischer und persischer Texte sowie der Rezeption des türkischen Schattenspiels und christlich-neuaramäischer Erzähl- und Märchenstoffe; grundlegend sind auch seine Arbeiten zur islamischen Mystik.
 
Werke: Über die Bildersprache Nizāmis (1927); Das Meer der Seele (1955); Tūrōyo, die Volkssprache der syrischen Christen des Tūr 'Abdîn, 5 Bände (1967-90).
 
Übersetzungen: Karagösische Türkische Schattenspiele, 3 Bände (1924-53).
 
Herausgeber: 'Abdalqāhir al-Curcānī: Die Geheimnisse der Wortkunst (1959).
 
 6) Joachim, Philosoph, * Geesthacht 3. 4. 1903, ✝ Münster 3. 8. 1974; war seit 1943 Professor in Kiel, seit 1946 in Münster, dazwischen (1953-55) in Istanbul. Er betonte als Philosophiegeschichtler v. a. die soziopolitischen Komponenten der Ideenentwicklung (Interpretation der hegelschen Geschichtsphilosophie vor dem Hintergrund der Französischen Revolution und der englischen Nationalökonomie). Zeitweise Herausgeber des »Historischen Wörterbuchs der Philosophie« (1971 ff.).
 
 7) Johann Wilhelm, Physiker, * Samitz (bei Haynau) 16. 12. 1776, ✝ München 23. 1. 1810; erkannte, dass die »Reihenfolge der galvanischen Wirksamkeit der einzelnen Metalle« (Spannungsreihe) der chemischen Verwandtschaft zum Sauerstoff entspricht und dass »galvanische Ketten aus bloß anorganischen Körpern möglich sind« und nicht, wie bis dahin angenommen, organische Substanzen (Froschschenkel, Zunge) erfordern. Durch Versuche wies er den Zusammenhang zwischen galvanischen und chemischen Prozessen nach und wurde so zu einem (allerdings nicht anerkannten) Begründer der Elektrochemie. 1802 entdeckte Ritter am kurzwelligen Ende des Spektrums das Ultraviolett, 1803 konstruierte er mit der Ladungssäule eine Vorform des Akkumulators.
 
Ausgabe: Die Begründung der Elektrochemie und Entdeckung der ultravioletten Strahlen, herausgegeben von A. Hermann (1968).
 
 
W. D. Wetzels: J. W. R., Physik im Wirkungsfeld der dt. Romantik (1973).
 
 8) Karl Bernhard, evangelischer Theologe, * Hessisch Lichtenau 17. 3. 1890, ✝ Königstein im Taunus 15. 8. 1968; Bruder von 2) und 5); wurde 1919 Pfarrer in Berlin und war 1925-45 Studentenpfarrer in Marburg; führender Vertreter der evangelischen liturgischen Bewegung und Mitbegründer der Evangelischen Michaelsbruderschaft.

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Rịt|ter, der; -s, - [mhd. ritter < mniederl. riddere, Lehnübertragung von afrz. chevalier; vgl. mhd. rīter, rītære = Kämpfer zu Pferd, Reiter, zu ↑reiten]: 1. a) (im MA.) Krieger des gehobenen Standes, der in voller Rüstung mit Schild, Schwert [Lanze o. Ä.] zu Pferd in den Kampf zieht; b) Angehöriger des Ritterstandes: der Knappe wird zum R. geschlagen (durch Ritterschlag in den Ritterstand aufgenommen). 2. jmd., der einen bestimmten hohen Orden verliehen bekommen hat: die R. des Hosenbandordens; R. des Ordens Pour le Mérite. 3. Ordensritter. 4. (veraltend) Kavalier (1). 5. *ein irrender R. (bildungsspr.; jmd., der nur kurze Zeit an einem Ort bleibt, der immer wieder auf der Suche nach neuen Abenteuern ist; nach frz. chevalier errant, dem Beinamen eines Ritters der Artusrunde); ein R. ohne Furcht und Tadel (1. [im MA.] ein vorbildlicher, tapferer Ritter; nach frz. chevalier sans peur et sans reproche, dem Beinamen des Ritters Bayard [1476-1524]. 2. ein mutiger u. sich vorbildlich benehmender Mann); ein R. des Pedals (scherzh.; Rad[renn]fahrer); ein R. von der Feder (scherzh.; Schriftsteller); ein R. von der traurigen Gestalt (abwertend; jmd., der sehr lang u. hager ist, dazu eine schlechte Haltung hat u. außerdem heruntergekommen wirkt; nach span. el caballero de la triste figura, dem Beinamen des ↑Don Quichotte). 6. *arme R. (Kochk.; in Milch eingeweichte Brötchen od. Weißbrotscheiben, die paniert u. in der Pfanne gebacken werden).

Universal-Lexikon. 2012.

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